
Das 0:4 in Hamburg zeigt: Mainz 05 kämpft weniger mit Gegnern als mit sich selbst. Felicitas Budde zeigt in der Fan-Kolumne auf, warum genau darin der Anfang einer Wende liegen könnte.
Vor einem Jahr war der 5. Oktober ein Wendepunkt: In Hamburg gewann Mainz bei St. Pauli mit 3:1 – eine Partie, die durch Mut, Tempo und ein klares Konzept entschieden wurde. Ein Jahr später, wieder am 5. Oktober, wieder in Hamburg, steht ein 0:4. Nur diesmal ohne Fundament und ohne sichtbare Entwicklung.
Das Ergebnis gegen Omonia Nikosia hatte bereits angedeutet, was sich in Hamburg deutlich zeigte: Mainz 05 kämpft mit sich selbst und hadert mit seiner Leistung. Das 1:0 in Zypern kaschierte die fehlenden Ideen gegen tiefstehende Gegner, die Ratlosigkeit im letzten Drittel, den spielerischen Stillstand und die vielen, vielen einfachen individuellen Fehler. Der Sieg war ein gutes Ergebnis, aber keine gute Leistung.
Eine Idee, wie gegen tiefstehende Gegner Lösungen gefunden werden können, sucht man vergeblich.
Die Gegenwart zeigt ein Team ohne klare Struktur, das weder offensiv noch defensiv Stabilität findet. Stammpieler wie Da Costa, Mwene, Bell oder Lee finden nicht in die nötige Form – und sind trotzdem als Stammspieler oder erste Wechseloption gesetzt. Eine Idee, wie gegen tiefstehende Gegner Lösungen gefunden werden können, sucht man vergeblich. Ein Konzept, das auf Fehler des Gegners hofft, ersetzt kein eigenes Spiel.
Dabei gilt festzuhalten: Mainz 05 steckt nicht in einer Ergebniskrise, sondern in einer Entwicklungskrise. Die Transferpolitik hat zentrale Schwächen nicht behoben, im Spielaufbau herrscht Ratlosigkeit, und das Trainerteam reagiert zu spät oder gar nicht. Mainz wirkt, als hätte man auf eine Dynamik gehofft, die sich von selbst fortsetzt. Stattdessen steht eine Mannschaft auf dem Platz, die kaum Automatismen zeigt, einfache Fehler macht und in der Spieler zwar regelmäßig spielen, aber wenig beitragen.
Die Mannschaft ist eine Einheit, sie will, sie arbeitet.
Es braucht taktische Schärfe, klare Abläufe und Mut zu unbequemen Entscheidungen. Kein Spieler darf einen festen Platz geschenkt bekommen, wenn die Leistung ausbleibt. Mainz 05 muss lernen, aus sich heraus Spiele zu spielen und nicht auf die Fehler des Gegners zu warten.
Die Mannschaft ist eine Einheit, sie will, sie arbeitet. Im Trainerteam sitzen keine Ja-Sager, sondern Menschen mit Überzeugungen, die bereit sind, sich Reibung zu leisten. Genau das kann jetzt der Schlüssel sein: offen zu diskutieren, mutig zu korrigieren, gemeinsam weiter zu wachsen. Die Länderspielpause bietet die Chance, sich zu sammeln und Weichen neu zu stellen. Der 5. Oktober 2024 stand für Aufbruch. Der 5. Oktober 2025 kann wieder einer werden – wenn der Mut aufgebracht wird, sich ehrlich zu machen, um wieder an sich und die eigenen Fähigkeiten zu glauben.
Die Fan-Kolumne
Wöchentlich, jeden Dienstag, könnt ihr beim Merkurist und auf der Webseite der Supporters, des Meenzer on Tours und der Hinterhofsänger die Fan-Kolumnen lesen. Felicitas Budde, Christoph Kessler, Sebastian Schneider und Alex Schulz hoffen, mit diesen Texten viele Fans zu erreichen und einen Beitrag zur fundierten Meinungsbildung rund um den 1. FSV Mainz 05 zu leisten.